Befehle an den Hund – oder doch lieber Kommandos?

So klappt positive Kommunikation mit Ihrem Hund ohne Zwang

Bei der Erziehung Ihres Hundes setzen Sie Kommandos, Handzeichen und kleine Snacks als Belohnung ein. Aber was sind Kommandos eigentlich? Sind es Befehle? Muss der Hund sich unterordnen? Erfahren Sie, ob Hundeerziehung mit Befehlen zu tun hat. Und wie Sie am besten reagieren, wenn Ihr Hund einmal nicht hört.

Platz, Sitz oder Aus – wir geben ein Kommando und unsere Hunde reagieren darauf. Manchmal werden diese Wörter Befehle genannt. Aber geben Sie Ihrem Hund wirklich einen Befehl? Das Wort Befehl kennen wir eher aus anderen Kontexten: Es bedeutet, dass ein Vorgesetzter eine Anweisung gibt, die der Befehlsempfänger auszuführen hat – ganz gleich, wie seine persönliche Meinung dazu ist. Dies hat mit der Kommunikation mit unseren Hunden nicht viel zu tun. Die Erziehung unserer Hunde ist eher vergleichbar mit Kommandos, Signalen und Zurufen, wie wir sie aus dem Sport kennen. Dort nutzen Trainer, Wettkampfveranstalter und Sportler Signale, um im Training und unter Wettkampfsituationen klar und unmissverständlich zu kommunizieren. Jeder kennt wohl das Startkommando „Auf die Plätze, fertig, los!“. Bei jedem dieser Wörter führen die Sportler im Wettkampf eine bestimmte Handlung aus, damit sie vorbereitet sind und wirklich alle zur selben Zeit starten.

Auch bei der Kommunikation mit Hunden geht es vor allem darum, dass der Hund auf das Signal hin eine vorher eingeübte Aktion durchführt.


Hunde verstehen keine wortreichen Erklärungen – auf ein kurzes Signalwort reagieren sie dagegen sehr gut. Deshalb setzen wir diese Kommandos in unserer Kommunikation ein.

Als Hundehalter geben Sie Ihrem Hund damit ein Signal, eine bestimmte Handlung auszuführen. Verwenden Sie dafür ein einziges kurzes Wort, hat dies vor allem damit zu tun, dass der Hund auf diese Weise besser versteht, was gemeint ist.

Wenn Sie nicht an einen Befehl, sondern an ein Signal denken, haben Sie gleich eine wesentlich entspanntere Situation vor Augen. Es geht bei der Erziehung nicht in erster Linie um Hierarchien oder darum, dass Ihr Hund sich Ihnen unterordnet

Handzeichen: so kommunizieren Sie lautlos mit Ihrem Hund, ohne einen Befehl zu geben

Schäferhund liegt vor seinem Halter.

Sind Sie mit Ihrem Hund im Gelände unterwegs, ist es sinnvoll, dass Sie auch grundlegende Handzeichen beherrschen. Besonders wenn er auch ohne Leine geht. Per Handzeichen können Sie mit Ihrem Hund kommunizieren, auch wenn er außer Hörweite ist. Handzeichen können so entweder gesprochene Kommandos unterstützen oder ganz an ihre Stelle treten. Damit Ihr Hund Sie versteht, sollten Sie sie sehr deutlich und bewusst einsetzen. Üben Sie Handzeichen regelmäßig, damit sie gut sitzen.

Geben Sie Ihrem Hund einen Anreiz – statt eines Befehls, den er befolgen muss

Hund liegt auf der Seite und lässt sich den Bauch streicheln.

Wenn Sie Ihren Hund erziehen, auf ein Signal hin etwas Bestimmtes zu tun, setzen Sie kleine Snacks als Belohnung ein. Während der Erziehung zeigen Sie Ihrem Hund damit deutlich, dass er etwas tut, was Sie möchten. Dann verknüpft er die Aufforderung mit dem guten Gefühl der Belohnung. Das können Sie auch später beibehalten, indem Sie Ihren Hund loben, ihm zeigen, dass Sie sich freuen, oder ihn streicheln und kraulen. Besonders wichtig ist dies, wenn Sie Ihren Hund zu sich rufen. Er wird nur zu Ihnen kommen, wenn dies für ihn ein positives Erlebnis ist. Schimpfen Sie daher nicht mit Ihrem Hund, wenn er zu Ihnen kommt.

Ihr Hund hört manchmal nicht?

Hört Ihr Hund einmal nicht und tut nicht, was Sie von ihm wollen, ist er deswegen auch kein Befehlsverweigerer. Sie sollten ihn deshalb auch nicht dafür nicht bestrafen. Falls Ihr Hund auf Zuruf nicht sofort zu Ihnen kommt, ist es wichtig, dass Sie ihn nicht ausschimpfen oder bestrafen, wenn er wieder bei Ihnen ist. Der Hund erlebt dies sonst als negative Erfahrung und wird sich beim nächsten Mal einmal mehr überlegen, ob er dem Kommando folgt. Mit ein bisschen Geduld, Ausdauer und vor allem einem klaren Ziel vor Augen können Sie viel besser erreichen, dass er gerne mitmacht.

Setzen Sie positive Verstärkung bei der Hundeerziehung ein – statt einen Befehl zu geben

Bei jedem Hund gibt es immer wieder Situationen, in denen er nicht hört. Der Ansatz der positiven Verstärkung geht davon aus, dass bei der Hundeerziehung vor allem die positiven Dinge belohnt werden, während Sie negatives Verhalten ignorieren. Der Hund verliert dann das Interesse daran, weil er keine positive Resonanz erfährt. Es geht aber sogar noch weiter: Tut der Hund etwas, was er nicht soll, können Sie ihn auch davon abhalten, indem Sie eine positive Verstärkung sofort dann einsetzen, wenn er damit aufhört. Gräbt Ihr Hund beispielsweise in einem Beet, dann schimpfen Sie ihn nicht aus, sondern rufen Sie ihn zu sich und belohnen Sie ihn dafür, dass er zu Ihnen kommt. Bringen Sie Ihrem Hund das Nein-Kommando bei, sollten Sie ihn auch immer belohnen, wenn er seine Tätigkeit unterbricht. Dies ist ein Weg, bei dem Ihr Hund sein unerwünschtes Verhalten unterbricht und dies dennoch als positives Erlebnis abspeichert. Positive Verstärkung lässt sich bei der Hundeerziehung sehr effektiv einsetzen – ganz ohne Befehle.

Ihr Hund ist ein Partner und reagiert sogar auf Ihre Stimmung

Dass die Kommunikation mit Ihrem Hund weit mehr ist, als Befehle zu geben und auszuführen, wissen Sie bestimmt aus eigener Erfahrung:


Hunde haben ein feines Gespür für unsere Gefühle und Stimmungen und reagieren intuitiv darauf.

Ihr Hund spürt, ob Sie fröhlich nach Hause kommen und zum Spielen aufgelegt sind oder ob Sie eher Trost und Zuwendung brauchen. Hunde sind echte Partner für unseren Alltag und stellen sich auf uns ein. Denken Sie deshalb nicht an Befehle, sondern an Signale, mit denen Sie dem Hund zeigen, was Sie von ihm wollen.

Frau legt ihren Kopf auf den Kopf eines Hundes, der auf dem Sofa liegt.
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