Mein Hund trinkt viel Wasser – ist das normal?

Die optimale Trinkmenge für Hunde und was häufiges Trinken bedeuten kann

Genug zu trinken ist wichtig für die Gesundheit – auch bei Hunden. Doch wenn Ihr Hund zu viel trinkt, kann dahinter auch eine Krankheit stecken. Wir haben der Tierärztin Morgana Mertens Fragen zum Thema Trinken bei Hunden gestellt. Was Sie beachten sollten, erläutert sie im Interview.

 

Frau Mertens, wie viel Wasser sollten Hunde pro Tag trinken?

Wie viel Flüssigkeit ein Hund braucht, kommt wirklich ganz darauf an. Als Richtlinie sagt man, dass Hunde täglich zwischen 20 und 100 Milliliter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht trinken sollten. Aber es gibt natürlich individuelle Unterschiede – und nicht zuletzt kommt es auch auf die Rasse an.

 

Tiere, die ursprünglich aus Wüstenregionen kommen, trinken meist weniger als Tiere aus unseren Breiten.

 

Entscheidend ist auch die Fütterung: Füttert man Nassfutter, ist darin viel Flüssigkeit enthalten, die in den Flüssigkeitsbedarf des Hundes mit eingerechnet werden muss. Bei Trockenfutter wird bei der Produktion die meiste Feuchtigkeit entzogen, damit es haltbar bleibt. Je mehr Trockenfutter Hundehalter füttern, desto mehr müssen Hunde daher trinken, um sich so die Flüssigkeit wiederzuholen.

Sollten Hunde bei Hitze viel trinken?

Ja, Hunde brauchen bei warmen Temperaturen mehr Wasser. Zwar schwitzen sie bei warmer Umgebungstemperatur nicht am ganzen Körper wie wir. Sie regulieren ihre Körpertemperatur dagegen über starkes Hecheln. Beim Hecheln wird viel Feuchtigkeit über die Atemluft abgegeben, was kühlend wirkt. Sie bekommen so einen trockenen Mund und müssen entsprechend mehr trinken. Bei Hitze sollten Sie deshalb gut auf Ihren Hund achten und ihm öfter frisches Wasser anbieten.

Wenn Ihr Hund schwitzt, merken Sie es an seinen Pfotenabdrücken. Allerdings muss dies nicht zwangsläufig mit der Temperatur zusammenhängen: Auch nervöse Hunde haben oft warme, verschwitzte Pfoten.

Welche Anzeichen gibt es, dass ein Hund zu viel Wasser trinkt?

Haben Sie die Sorge, dass Ihr Hund zu viel trinkt? Dann sollten Sie auf jeden Fall schauen, wie viel Wasser Sie eigentlich in den Wassernapf geben. Prüfen Sie am Ende des Tages, wie viel noch als Rest im Napf verbleibt. Messen Sie das Wasser ab und rechnen Sie genau aus, wie viel Ihr Hund getrunken hat. 

 

Medizinisch gesehen spricht man von zu viel Trinken, sobald es 100 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht am Tag übersteigt. 

 

Die meisten Hundehalter bemerken jedoch nicht unbedingt die gesteigerte Wasseraufnahme ihres Hundes, sondern den vermehrten oder verlängerten Urinabsatz. Viel Trinken kann zu mehr Urinproduktion führen, was wiederum zu Austrocknung und somit zu vermehrtem Trinken führen kann. Viele Halter bringen häufigen Harndrang meist nicht mit dem Trinken in Verbindung, sondern vermuten eine Nieren- oder Blasenerkrankung. Muss Ihr Hund plötzlich öfter, kann aber auch dahinterstecken, dass der Hund einfach mehr trinkt.

Ein weiteres Anzeichen für vermehrtes Trinken: Hündinnen setzen sich länger hin, und auch Rüden brauchen länger, wenn sie Urin lassen.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Hund zu viel trinkt, sollten Sie überprüfen, wie es mit dem Harnabsatz aussieht: Kann es Ihr Hund zwischen den Gassirunden lange aushalten oder nicht? Wichtig ist auch: Sind es häufiger kleinere Portionen oder ist es eine große? Viele kleine Portionen Urin können zum Beispiel für eine Blasenentzündung sprechen. 

Sollte man einen Tierarzt aufsuchen, wenn der Hund zu viel Wasser trinkt?

 Ein Corgi liegt vor seinem Wassernapf und leckt sich das Maul.

Ja, wenn Sie vermuten, dass Ihr Hund zu viel trinkt, sollten Sie in jedem Fall einen Tierarzt aufsuchen, um es abklären zu lassen. Es gibt viele mögliche Gründe für vermehrtes Trinken: Es kann beispielsweise wetterbedingt sein. Oder Ihr individueller Hund trinkt einfach mehr. Wenn sich aber plötzlich etwas bei Ihrem Hund verändert, sollten Sie dies im Blick behalten. Das vermehrte Trinken kann auch ein gesundheitliches Problem anzeigen – von einer einfachen Blasenentzündung über Diabetes bei älteren Hunden bis zu schwerwiegenderen Erkrankungen.

Protokollieren Sie vor dem Arztbesuch, was Ihr Hund frisst und trinkt

Für den Tierarztbesuch ist es hilfreich, genau zu notieren, was Ihr Hund täglich zu sich nimmt. 

  • Wie viel Wasser geben Sie in den Napf?
  • Wie viel bleibt übrig?
  • Welches Futter bekommt der Hund? Machen Sie sich eine Liste, wie viel Sie füttern und ob es Trockenfutter oder Nassfutter ist. 
  • Wie oft will Ihr Hund zu einer Gassirunde nach draußen?

Mit diesen Informationen kann Ihr Tierarzt leichter einschätzen, ob Ihr Hund mehr als üblich trinkt.

Welche Untersuchungen macht der Tierarzt, wenn der Hund viel Wasser trinkt?

Der Tierarzt wird Ihren Hund zunächst wiegen und allgemein untersuchen. Auch ein Blutbild und eine Urinprobe gehören zu den ersten Untersuchungen, wenn Sie vermuten, dass Ihr Hund zu viel trinkt. Gegebenenfalls kommen dann weitere Maßnahmen wie etwa ein Ultraschall hinzu. Durch Blasensteine können Entzündungen in der Blase entstehen, die sich meist durch Röntgen oder einen Ultraschall erkennen lassen.

In vielen Fällen wird der Tierarzt jedoch Entwarnung geben. Denn gerade in der warmen Jahreszeit ist Trinken wichtig und Ihr Hund freut sich über viel frisches Wasser. 

 

Vielen Dank für das Gespräch!

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