Hunde-Wurmkur: Was Sie wissen sollten
Wie oft muss ein Hund entwurmt werden? Und überhaupt: Wie merkt man, dass ein Hund Würmer hat?
Unser Interviewpartner
Tierarzt Dr. Andreas Seide arbeitet seit 1998 in Bremen mit seinem Team für das Wohl seiner Patienten.
Was interessiert Sie am meisten?
- Welche Wurmarten gibt es beim Hund, Herr Dr. Seide?
- Wie merke ich, dass mein Hund Würmer hat?
- Wurmkur kaufen für den Hund: Wo mache ich das am besten? Kann ich eine Wurmkur für meinen Hund in der Apotheke rezeptfrei kaufen?
- Welche Nebenwirkungen hat eine Wurmkur beim Hund?
- Wie gebe ich meinem Hund die Wurmkur?
- Wie oft muss ein Hund entwurmt werden?
- Fazit
Welche Wurmarten gibt es beim Hund, Herr Dr. Seide?
Die wesentlichen sind:
- Spulwürmer treten am häufigsten auf und ihre Larven können über den Boden aufgenommen werden.
- Hakenwürmer werden ebenfalls über den Boden aufgenommen.
- Bandwürmer brauchen einen Zwischenwirt. Flöhe und Mäuse übertragen zum Beispiel den Gurkenkernbandwurm. Je nach Region stellt auch der Fuchsbandwurm eine Gefahr dar – bei mir in Norddeutschland ist er beispielsweise weniger verbreitet.
Sind Würmer von Hunden auf Menschen übertragbar?
Für Menschen gefährlich sind vor allem Spul- und Hakenwürmer, aber auch der Fuchsbandwurm.
Vom Menschen werden Spulwürmer und Fuchsbandwürmer meistens über den Mund aufgenommen. Da Hunde sich mit der Zunge putzen und sich auch den Anus damit reinigen, können Larven auch im Fell verteilt werden. Deswegen sollten Sie sich die Hände waschen, nachdem Sie mit dem Hund gespielt oder ihn gestreichelt haben.
Das Beste, was Sie tun können: Halten Sie sich an die normalen Hygieneempfehlungen, sofern Sie oder Ihr Umfeld nicht einer immunkompromittierten Gruppe angehören.
Zoonose: Wurmerkrankung beim Menschen
Zoonosen sind Infektionen, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Manche Personengruppen werden durch Zoonose-Krankheiten gesundheitlich stärker belastet. Durch einen Parasitenbefall besonders gefährdet sind vor allem …
- Kinder bis etwa sieben oder acht Jahre aufgrund ihres noch nicht ausgereiften Immunsystems und
- immungeschwächte Personen, wie zum Beispiel nach einer Chemotherapie, schweren OP oder Organtransplantation.
Wie merke ich, dass mein Hund Würmer hat?
Mögliche Anzeichen können Durchfall oder das Erbrechen von Würmern oder Larven sein. Spulwürmer wandern zum Beispiel durch den Körper. Sobald sie in der Luftröhre ankommen, ist es möglich, dass sie wieder abgeschluckt werden. Wenn der Hund sich dann erbricht, sind die Larven im Erbrochenen sichtbar. Allerdings sind die Symptome eines Wurmbefalls abhängig von der Befallsstärke.
Wenn es ein schwacher Befall ist, kann der durchaus erst mal symptomfrei sein. Bei einem hochgradigen Befall können Sie natürlich auch mal was im Stuhl entdecken.
Dr. Andreas Seide
Wirkt eine Wurmkur für den Hund gegen alle Würmer?
Nein, fast jede Wurmkur hat irgendwo eine Lücke oder Wurmart, gegen die sie nicht wirkt. Wer seinen Hund aber regelmäßig entwurmt, erhält eine Breitbandentwurmung: Als Tierarzt wechsle ich im Laufe des Jahres die Wirkstoffe, um möglichst viele Wurmarten abzudecken.
Kann ich einem Wurmbefall vorbeugen?
Leider nein, es hilft nur regelmäßig zu entwurmen. In Deutschland ist die Bodenbelastung durch Würmer sehr hoch – 70 % der Bodenproben waren positiv. Um sich anzustecken, müssen Hunde nicht einmal Hundekontakt haben. Wenn der Kot eines infizierten Tieres draußen zerfällt, befinden sich die geschlüpften Larven im Boden und können sich auf andere Tiere übertragen.
Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Jeder buddelt oder schnüffelt mal. Achten Sie darauf, dass er keine Mäuse jagt oder den Kot anderer Hunde frisst.
Das Hauptrisiko ist schon im Erdboden. Deswegen ist die Entwurmung beim Hund so wichtig.
Dr. Andreas Seide
Wurmkur kaufen für den Hund: Wo mache ich das am besten? Kann ich eine Wurmkur für meinen Hund in der Apotheke rezeptfrei kaufen?
Bandwurmmittel können Sie tatsächlich ohne Rezept in der Apotheke kaufen. Aber Mittel gegen Spul- und Hakenwürmer sind per Gesetz rezeptpflichtig.
Und wie viel kostet eine Wurmkur bei Ihnen, Herr Dr. Seide?
Das mache ich abhängig von der Größe und wie viele Tabletten nötig sind. Wurmkuren für kleine Hunde kosten etwa fünf Euro, eine Wurmkur für einen großen Hund kann bei 25–30 Euro liegen.
Es gibt einige Gabemöglichkeiten: Entwurmungstabletten, Injektion, Wurmkur-Paste, Wurmkur-Tropfen – was ist der Unterschied?
Verschiedene Wurmmittel für den Hund haben jeweils Vor- und Nachteile. Flüssigkeiten können bei einem Giardienbefall eines Junghundes gut wirken, aber dafür beispielsweise nicht alle Bandwürmer behandeln. Manche Wurmtabletten für Hunde müssen über drei Tage gegeben werden. Was gegen welche Wurmarten wirkt, ist aber in der Packungsbeilage ersichtlich.
Welche Nebenwirkungen hat eine Wurmkur beim Hund?
Die wesentlichen Nebenwirkungen einer Wurmkur, die ich sehe, sind Erbrechen und Durchfall. Manche Hunde vertragen das Präparat nicht, das kann sich in Bauchgrummeln äußern.
Wie lange dauern die Nebenwirkungen nach einer Wurmkur beim Hund?
Falls Nebenwirkungen durch die Wurmkur beim Hund auftreten, beruhigt sich das in der Regel innerhalb von ein bis zwei Tagen. Generell sollten Sie sich trotzdem beim Tierarzt melden, bei dem Sie die Wurmkur geholt haben. So kann die Praxis vermerken, dass der Hund das Präparat nicht gut verträgt und dass beim nächsten Mal ein anderes verwendet werden sollte.
Wenn der Hund Durchfall hat, geben Sie ihm leicht verdauliche Kost, damit der Magen-Darm-Trakt entlastet wird. Mit Schonkost und notfalls ein paar Stunden Hunger dürfte auch hier dem Hund geholfen sein.
Futterwechselmoment: Was beruhigt den Magen-Darm-Trakt beim Hund?
Erbrechen und Durchfall können Symptome von vielerlei Erkrankungen oder körperlichen Zuständen sein. Ermitteln Sie zunächst den Grund für die Verdauungsprobleme und helfen Sie Ihrem Hund, indem Sie ihm leicht verdauliche Kost anbieten. Schonkost für Hunde hat einen niedrigen Fettgehalt und enthält verdauungsunterstützende Zutaten wie Reis, gekochtes Gemüse und magere Geflügelfleischsorten.
Gibt es als Alternative eine natürliche Wurmkur für den Hund?
In wissenschaftlichen Untersuchungen sind Alternativen, wie Kokosöl oder Buttermilch, als Entwurmungsmittel durchgefallen. Wer seinen Hund vor den Nebenwirkungen einer Entwurmung schonen möchte, kann regelmäßig Kotuntersuchungen vornehmen lassen – ich habe einige Patientenbesitzer, die das machen. Wenn keine Würmer gefunden werden, ist keine Wurmkur nötig. Der Vorteil: Wenn ein Wurmbefall vorliegt, wird der Hund zielgerichtet gegen den gefundenen Parasit behandelt.
Würmer werden zyklisch ausgeschieden. Durch eine Kotprobe von Zeit zu Zeit kann ein Wurmbefall auch erkannt werden.
Dr. Andreas Seide
Wurmmittel sind sehr bitter. Zwar gibt es Mittel, deren Geschmack durch eine Beschichtung abgemildert wird, aber die sind nicht für alle Wirkstoffe erhältlich.
Wenn Wurmkuren für den Hund gemörsert oder aufgelöst werden, entsteht eine Oberflächenvergrößerung und der bittere Geschmack wird noch viel intensiver.
Dr. Andreas Seide
Wie schnell wirkt eine Wurmkur für den Hund?
Ein Wurmmittel sollte mindestens zwei Stunden im Magen des Hundes bleiben, damit die Wirkstoffe sicher aufgenommen werden. Selbst wenn Ihr Hund sich nach Ablauf dieser Zeitspanne erbricht, können Sie sich relativ sicher sein, dass trotzdem genug Wirkstoff aufgenommen wurde. Wenn der Hund sich davor erbricht, kann es sein, dass das Entwurmungsmittel neu gegeben werden muss.
Wann gebe ich die Wurmkur, morgens oder abends? Vor oder nach dem Fressen?
Nein, die Tageszeit spielt gar keine Rolle. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass viele Wirkstoffe auf nüchternen Magen eher erbrochen werden. Es reicht aber, eine kleine Menge Futter mit dem Wurmkur-Präparat zu geben.
Wie oft muss ein Hund entwurmt werden?
- Erwachsene Hunde sollten alle drei Monate entwurmt werden.
- Welpen sollten ab der zweiten Lebenswoche wöchentlich oder 14-tägig entwurmt werden, bis sie die 12. Lebenswoche erreichen.
- Hunde, die jagdlich eingesetzt werden, sollten sogar einmal im Monat gegen Bandwürmer behandelt werden, während Wurmmittelbehandlungen gegen Spul- und Hakenwürmer alle drei Monate ausreichen.
- Hunde, die Mäuse fangen und fressen, sollten ebenfalls einer zusätzlichen Entwurmung unterzogen werden.
- Nach einem Flohbefall ist eine Wurmkur gegen den Gurkenkernbandwurm auch empfehlenswert.
Warum findet die Entwurmung bei Welpen so häufig statt?
Welpen können sich im Mutterleib mit Würmern infizieren, wenn das Muttertier schon mal einen Befall hatte. Die Larven können auch über die Milch an den Wurf übergehen. Es entsteht ein Kreislauf, denn die Hündin steckt sich wieder an, wenn sie den Milchstuhl aufleckt. Deswegen sollte auch das Muttertier jedes zweite Mal ebenfalls ein Wurmmittel erhalten.
Ab der 12. Lebenswoche der Welpen kann zum Dreimonatsrhythmus der Entwurmung gewechselt werden, da nur noch das normale Infektionsrisiko vorliegt. In der Regel sind die Welpen im Alter von 12 Wochen abgestillt und nehmen feste Nahrung auf. Daher kann eine Reinfektion über das Säugen nicht mehr stattfinden.
Was passiert, wenn man längere Zeit nicht entwurmt?
Es entstehen gesundheitlichen Risiken für Mensch und Hund. Es wurde eine gewisse Zeit gesagt, dass Familienhunde nur einmal im Jahr entwurmt werden müssen. Dabei durchlaufen die Parasiten verschiedene Stadien im Hund und ein klarer Abfall an Wurminfektionen ist erst nach drei Entwurmungen pro Jahr erkennbar. Darum ist eine Wurmkur alle drei Monate so wichtig!
Fazit
Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass Halter ihre Hunde regelmäßig entwurmen. Den Grund sehen wir hauptsächlich bei Kindern: Die Eltern melden sich, nachdem der Kinderarzt bei ihrem Kind einen Parasitenbefall nachgewiesen hat. Wer alle drei Monate eine Wurmkur beim Hund vornimmt und sich an Hygieneempfehlungen hält, reduziert das Risiko für Mensch und Tier.