Nahrungsergänzungsmittel für Hunde – wann sind sie sinnvoll?

Worauf es bei der Auswahl von Nahrungsergänzungsmitteln ankommt und warum Sie bei der Dosierung aufpassen sollten

Immer mehr Hundefutterprodukte werben mit einem Zusatznutzen. Was ist dran an diesem Futter mit zusätzlicher Funktion und worauf sollten Hundehalter achten? Im Interview erklärt Dr. Andreas Seide, wann Nahrungsergänzungsmittel für Hunde sinnvoll sind und bei welchen Produkten die Dosierung entscheidend ist.

Herr Dr. Seide, in letzter Zeit kommen immer mehr Nahrungsergänzungsmittel für Hunde auf den Markt.

Ja, das beobachten wir auch. Hundehalter füttern teilweise von sich aus – also ohne medizinische Diagnose – Nahrungsergänzungsmittel an ihre Hunde. Sehr beliebt sind beispielsweise Futter oder Snacks mit Zusatz von Muschelextrakt. Beworben wird das Produkt dann oft unter dem Aspekt „Mobility“. Auch ungesättigte Fettsäuren als Entzündungshemmer werden viel eingesetzt.

Was sind Nahrungsergänzungsmittel für Hunde?

Nahrungsergänzungsmittel reichern die Ernährung mit ausgewählten Nährstoffen an. Sie werden als Tabletten, Kapseln, Pulver oder flüssig angeboten. Es handelt sich dabei etwa um Vitamine, Mineralstoffe oder andere Nährstoffe, die auch natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommen. Bei Hunden werden Nahrungsergänzungsmittel meist dem Futter zugesetzt – entweder Halter mischen sie unter das Futter oder Hersteller setzen sie direkt bei der Produktion zu.

Was halten Sie vom Einsatz solcher Nahrungsergänzungsmittel bei Hunden?

Es gibt eine Reihe von natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln, die Hundehalter gut einsetzen können. Sie sind nicht schädlich und oft auch sinnvoll in der Anwendung.

Welche Nahrungsergänzungsmittel für Hunde würden Sie empfehlen?

Es gibt einige Nahrungsergänzungsmittel, die ich durchaus empfehle. Dazu gehören:

Muschelextrakt – bei Gelenkproblemen

Bei Hunderassen, die zu Gelenkproblemen neigen, kann Muschelextrakt unterstützend wirken. Dann kann es schon ab dem Welpenalter sinnvoll sein, Muschelextrakt zuzufüttern, und nicht erst, wenn die Tiere bereits erkrankt sind. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um Glucosamin-Glykan, dies sind Extrakte der neuseeländischen grünlippigen Muschel. Die Wirksamkeit ist mittlerweile durch Studien erwiesen.

Hyaluron – unterstützt die Gelenke

Hyaluronsäure wirkt sich positiv auf den Gelenkstoffwechsel aus. Es gibt inzwischen Formulierungen, die über den Verdauungstrakt aufgenommen werden können. Erhältlich sind auch Kombinationspräparate, bei denen Muschelextrakt mit Hyaluronsäure gemischt wird, denn auch die Hyaluronsäure ist wichtiger Bestandteil der Gelenkschmiere beim Hund und wirkt positiv bei Gelenkproblemen.

Ungesättigte Fettsäuren – senken das Entzündungsrisiko

Ein weiteres sinnvolles Nahrungsergänzungsmittel sind ungesättigte Fettsäuren. Man kann täglich Öl zum Futter geben, das ein gutes Verhältnis von ungesättigten Omega-3- und -6-Fettsäuren hat. Durch die Zufütterung wird der Stoffwechsel positiv beeinflusst, sodass nicht so viele Entzündungsmediatoren entstehen. Ungesättigte Fettsäuren sind auch bei Hauterkrankungen sinnvoll und unterstützen den Heilungsprozess. Ein sehr gutes Verhältnis von Omega-Fettsäuren haben beispielsweise Leinöl und Rapsöl.

Mittel für die Zahnreinigung

Auch für die Zahnpflege gibt es unterschiedliche Produkte mit Funktion. Das beginnt bei den Kausnacks, die bei der Zahnreinigung unterstützen. Daneben gibt es aber auch Snacks für Hunde, die mit zahnreinigenden Nahrungsergänzungsmitteln angereichert sind.

Mariendistel – bei Lebererkrankungen

Bei Lebererkrankungen von Hunden sind Präparate mit Mariendistel sinnvoll. Für Mariendistel ist in der Humanmedizin ein positiver Effekt hinsichtlich des Schutzes von Leberzellen nachgewiesen worden. Bei diesem Nahrungsergänzungsmittel würde ich auf ein fertiges Produkt zurückgreifen: Es gibt spezielle Produkte mit Mariendistel, sogenannte Leberschutzpräparate.

Cranberry – bei Blasenproblemen

Bei Blasenproblemen füttern Hundehalter inzwischen oft Cranberry-Extrakt zu. Es spielt auch bei Menschen eine Rolle und wird etwa bei chronischen Blasenentzündungen eingesetzt. Cranberry-Extrakt wird auch bei Hunden für die Behandlung von Blasenentzündungen als durchaus vorteilhaft angesehen und ist aus meiner Sicht empfehlenswert.

Worauf sollten Hundehalter bei der Auswahl von Nahrungsergänzungsmitteln achten?

Hundehalter sollten Nahrungsergänzungsmittel auf jeden Fall vergleichen. Am wichtigsten ist dabei natürlich die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe. Prüfen Sie, welches Produkt den besten Preis für einen bestimmten Wirkstoff hat. Vergleichen lohnt sich, denn die Hersteller haben unterschiedliche Angebote. Hat der Hund gesundheitliche Beschwerden, ist ein Gespräch mit dem Tierarzt über die Dosierung empfehlenswert.

Braucht man zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel, wenn man ein hochwertiges Hundefutter füttert?

Der Anspruch an ein Alleinfutter ist grundsätzlich: Es muss alles enthalten, was Hunde für eine gesunde Entwicklung brauchen. Das ist gesetzlich auch so vorgeschrieben. Hundehalter, die ihren Hund ein Leben lang mit einem artgerechten Alleinfuttermittel füttern, können damit sicher sein, dass ihr Hund keinen Mangel an einem Nährstoff entwickelt. Daher brauchen Sie bei einem gesunden Hund eigentlich keine Nahrungsergänzungsmittel. Aber:

Bei bestimmten Krankheitsbildern oder im Alter kann es sinnvoll sein, darauf abgestimmte Nahrungsergänzungsmittel zu geben.

Auch beim Barfen, oder wenn Sie das Futter für Ihren Hund selber kochen, spielen Nahrungsergänzungsmittel ein Rolle. Sie müssen dann nämlich immer genau berechnen, welche Nährstoffe das Futter in welchen Mengen enthält. Das ist sehr wichtig. Unter Umständen müssen Sie es dann mit Nahrungsergänzungsmitteln anreichern. Dafür gibt es fertige Mischungen extra fürs Barfen.

Eine Schale mit frischem Fisch, Fleisch, Quark, Ei sowie einem Nahrungsergänzungsmittel für Hundefutter.

Was sollte man bei der Dosierung von Nahrungsergänzungsmitteln für Hunde beachten?

Viele Vitamine und andere Nahrungsergänzungsmittel sind wasserlöslich und stellen keine Gefahr für Hunde dar, selbst wenn sie höher dosiert werden. Sie werden einfach über die Nieren wieder ausgeschieden. Anders sieht es bei fettlöslichen Vitaminen und auch bei Calcium aus. Dies kann man leicht überdosieren, und diese Nahrungsergänzungsmittel sind dann gesundheitsschädlich. Vitamin A beispielsweise, das sogenannte Retinol, ist ein fettlösliches Vitamin. Ein Vitamin-A-Mangel kann zu einer höheren Infektanfälligkeit und einer gestörten Wundheilung oder zu Wachstumsstörungen führen. Bei einem Vitamin-A-Überschuss kommt es unter Umständen zu Missbildungen des Skeletts oder zu Leberschäden.

Daher sollten Sie mit der Dosierung aufpassen. Und aus meiner Sicht als Tierarzt: Ein Gespräch mit dem Tierarzt ist immer sinnvoll, wenn Sie als Hundehalter regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel geben wollen. Mit ihm können Sie besprechen, wann eine begleitende Therapie sinnvoll ist und was Sie beachten sollten.

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