Ihr Hund hört nicht? Woran es liegen kann

Hundetrainer Bernd Baron erklärt im Interview, worauf es beim Kommando-Training wirklich ankommt

Hundehalter kommunizieren ihre Wünsche bezüglich des Verhaltens ihre Hundes über Kommandos. Doch wie reagieren Sie am besten, wenn Ihr Hund nicht hört? Alle wichtigen Tipps und Tricks zum Kommando-Training und wie Sie sich in schwierigen Situationen verhalten sollten, erfahren Sie hier.

Herr Baron, liegt es eher am Charakter oder an der Erziehung, wenn ein Hund nicht hört?

Der Charakter eines Hundes kann Einfluss auf seine Eigenwilligkeit haben. Warum ein Hund hört oder eben nicht hört, ist dennoch situationsabhängig und individuell geprägt. Nach meiner Erfahrung ist jedoch der relevanteste Punkt, warum ein Hund nicht hört, mangelndes Training. Hundehalter müssen Übungen deshalb oft wiederholen, damit sich ein Kommando automatisiert. Der Mensch verlangt beim Training immer viel mehr vom Hund als von sich selbst.

Fünf Hunde sitzen angeleint vor ihren Haltern.

Aus welchen Gründen hört ein Hund nicht?

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Was sind die wichtigsten Tipps beim Training, damit der Hund hört?

Diese Tipps haben sich beim Hundetraining bewährt:

1. Verbinden Sie den Namen Ihres Hundes mit schönen und positiven Erinnerungen. Am Anfang können Sie ihm jedes Mal ein Leckerli geben, wenn Sie ihn rufen, damit er zu Ihnen kommt und sich freut. So hat der Hund schneller seinen Fokus auf Sie gerichtet, und Sie können anschließende Kommandos leichter üben und ausführen.

Das Verhalten von Hunden ist änderbar, wenn man die Emotion ändert.

2. Hunde lernen vor allem über Beobachtungen. Unterstützen Sie den akustischen Befehl mit visuellen Signalen. Viele Hundehalter benutzen Handzeichen oft bei einzelnen Kommandos wie „Sitz“ oder „Platz“, aber selten beim Rückruf. Der Rückruf ist jedoch eine der wichtigsten Bitten an den Hund. Besonders in gefährlichen Situationen, wie beispielsweise an der Straße, ist es wünschenswert, wenn Ihr Hund auf Signale reagiert. Loben Sie Ihren Hund beim erfolgreichen Ausführen, damit er mit dem Kommando etwas Positives verbindet und nicht aus Angst die gewünschte Handlung unterlässt.

3. Bauen Sie eine Bindung zu Ihrem Hund auf. Durch Vertrauen und Zuneigung führt Ihr Hund das Kommando bereitwilliger aus, weil es ihm Spaß macht, mit Ihnen zu trainieren.

Der bedeutende Unterschied zwischen Hunde- und Menschensprache

Hundesprache unterscheidet sich von menschlicher Sprache. Menschen können kommentieren und nachfragen, wenn sie etwas nicht verstehen. Hunde kommunizieren über akustische Signale und Körperbewegungssignale. Das sollten Sie beim Training unbedingt beachten. Wegen dieses Kommunikationsunterschieds geben Halter oft zu früh auf, weil sie denken, dass ihr Hund zu „stur“ ist. Dabei liegt es immer am Training und nicht am Hund.

Ein Hund gibt einem Mann die Pfote.

Gibt es Situationen, in denen ein Hund seinen Halter tatsächlich nicht hört?

Wenn ihr Hund pubertiert, eine Fährte verfolgt oder mit anderen Hunden spielt, kann es durchaus einen Moment dauern, bis Sie seine volle Aufmerksamkeit haben. In diesen Momenten hört Ihr Hund Sie wirklich nicht. Er ist von anderen Umwelteinflüssen eingenommen und hat keine freie Kapazität für Kommando, Befehl oder Bitte. Gehen Sie dann gerne einen Schritt auf ihn zu, um mehr Raum in seinem Blickfeld einzunehmen. Bleiben Sie geduldig. Ganz wichtig:  Werden Sie nicht laut, denn Lautstärke macht Ihrem Hund unnötig Angst. Sie haben zwar für den Moment seine Aufmerksamkeit, erzielen dadurch aber keine nachhaltige Wirkung.

Ruhe und Geduld sind die wichtigsten Begleiter im Training.

Und denken Sie daran: Wenn Sie Kommandos trainieren, müssen Sie die Ausführung auch beenden. Warten Sie beispielsweise an einer Ampel und Ihr Hund soll sich zum Warten setzen, lösen Sie das Kommando auf, wenn Sie weitergehen möchten. Definieren Sie dafür ein Wort wie „Komm“ oder „Weiter“. Dadurch weiß Ihr Hund Bescheid, was er tun soll. Ziehen Sie stattdessen nicht an der Leine. Es ist viel fairer, wenn Sie Ihren Hund mit einer Geste zum Weitergehen auffordern, als an der Leine zu ziehen.

Wie sollten Hundehalter sich in schwierigen Situationen verhalten, wenn der Hund nicht hört?

Viel befahrene Straßen, große Parks oder volle Städte bergen immer eine gewisse Gefahr. Ihr Hund kann von Autos erfasst werden, sich verlaufen oder in den Menschenmassen untergehen. Wenn Ihr Hund den Rückruf noch nicht beherrscht, empfiehlt sich immer eine Leine. Leinen dienen der Sicherheit und nicht der Kontrolle über den Hund. Es können immer unvorhergesehene Dinge passieren,  wo eine Leine Ihrem Hund Sicherheit gibt. Dazu sind Hundehalter da – um unseren Hund in der Menschenwelt zu beschützen.

Lassen sich älteren Hunden auch noch Kommandos beibringen, damit sie besser hören?

Grundsätzlich ja. Je nach Vorgeschichte kann sich allerdings Angst vor bestimmten Dingen so manifestiert haben, dass Sie die Angst nicht wegtrainieren können. Sie können Ihrem Hund helfen, indem Sie die Dinge, vor denen er Angst hat, positiv besetzen – also seine Emotionen diesbezüglich ändern. Natürlich dauert ein Lernprozess im Alter etwas länger, aber es ist durchaus machbar.

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