Wie läuft die Läufigkeit bei einer Hündin ab – wie sie sich verhält und Sie es ihr erleichtern
Tipps zum Umgang mit der Läufigkeit Ihrer Hündin
Ein- bis zweimal im Jahr ist es so weit: Die Läufigkeit Ihrer Hündin kündigt sich an. Ein ganz normaler Prozess, doch bei jeder Hündin ist er ganz unterschiedlich ausgeprägt. Unschöne Flecken auf dem Teppich, eine ungewollte Schwangerschaft, aber auch wie sich eine Hündin grundsätzlich während einer Läufigkeit verhält – das alles bereitet einigen Hundehaltern Sorgen. Welche Anzeichen es davor gibt, welche Nebenwirkungen auftreten können und wie Sie mit Verhaltensänderungen umgehen können, erfahren Sie vom Hundetrainer Bernd Baron.
Läufigkeit bei einer Hündin – die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick:
Was sind die vier Phasen der Läufigkeit einer Hündin?
Während der Läufigkeit durchläuft eine Hündin die
- Vorbrunst, in der die Blutung auftritt,
- die Brunst, auch Standhitze genannt,
- die Nachbrunst, in der eine Scheinschwangerschaft möglich ist
- und die Ruhephase, die den Großteil des Jahres ausmacht.
Wie oft tritt die Läufigkeit bei einer Hündin ein?
In der Regel tritt die Läufigkeit bei Hündinnen ein- bis zweimal im Jahr ein.
Wie lange dauert die Läufigkeit bei einer Hündin?
In der Regel tritt der Zyklus ein- bis zweimal im Jahr für jeweils etwa drei Wochen auf. Das kann aber je nach Hündin variieren.
In welcher Phase der Läufigkeit ist die Hündin deckbereit?
In der Brunst, oder Standhitze, treten die fruchtbaren Tage der Läufigkeit auf.
Wie rechnet man die nächste Läufigkeit aus?
Zwischen den ersten Anzeichen der aktuellen Läufigkeit und der nächsten liegen etwa sechs bis acht Monate.
Wie lange dauert eine Scheinschwangerschaft bei einem Hund?
Wenn bei Ihrer Hündin eine Scheinschwangerschaft 63 Tage nach der Läufigkeit auftritt, dauert es etwa zwei bis vier Wochen, bis sie wieder abklingt. Wie Sie eine Scheinschwangerschaft erkennen, erfahren Sie hier.
Wie verhält sich eine Hündin vor der Läufigkeit?
Es gibt einige mögliche Anzeichen:
- verstärktes Markieren und / oder Schnüffeln,
- verstärktes Lecken und Putzen der Geschlechtsteile,
- verstärkte Anhänglichkeit
- sucht körperliche Nähe,
- verhält sich zickig,
- hat wenig Appetit,
- und vergisst Kommandos.
Allerdings können diese Erkennungsmerkmale je nach Hündin auftreten oder gar nicht in Erscheinung treten. Das hängt vom individuellen Hund ab.
Warum jammert meine Hündin während der Läufigkeit? Warum ist sie sehr unruhig?
Während manche Tiere sich zurückziehen, reagieren andere Hündinnen sehr unruhig auf die körperlichen Veränderungen ihres Zyklus, weil sie offener für Außenreize sind. Das kann sich in Ruhelosigkeit und Jammern ausdrücken.
Wie kann ich meiner Hündin die Läufigkeit erleichtern?
Haben Sie vor allem Geduld und zeigen Sie Verständnis für ihre Bedürfnisse: Ihr Tier ignoriert nicht Ihre Kommandos, sondern ist schlichtweg von vielen anderen Dingen abgelenkt. Darüber hinaus können Sie aber auf ruhigeren Gassiwegen laufen und sicherstellen, dass Ihre Hündin keinen Kontakt zu Rüden selbstständig aufsuchen kann. Laufen Sie immer mit Leine und sichern Sie Ihren Garten vor Ausbruchsversuchen.
Kann man eine Hündin kurz vor der Läufigkeit kastrieren?
Besonders die erste und zweite Läufigkeit sollte durchlaufen werden, damit der Charakter der Hündin sich verfestigt und sicherer wird.

Ein Interview mit Bernd Baron – ein Hundetrainer, der für faires Hundetraining wirbt
Bernd Baron ist zertifizierter Hundetrainer, der seit über 15 Jahren Hunde trainiert und sich gewaltfreie Trainingsmethoden auf die Fahne geschrieben hat. Trainieren statt dominieren – diesem Leitsatz haben sich Bernd Baron und weitere Hundetrainer verpflichtet. Bernd Baron versteht sich in seinen Trainings auch als „Anwalt des Hundes“ und versucht Haltern die Perspektive des Hundes näherzubringen. Durch seinen eigenen Hund hat sich die Leidenschaft zum Hundetrainer entwickelt. In über 430 Schulklassen konnte er mit seinem Rüden Buddy den Kindern die „Angst vorm großen Hund“ nehmen. Als selbstständiger Trainer hilft er Hundehaltern außerdem in Einzeltrainings.
Wie sieht der Ablauf der Läufigkeit bei einer Hündin aus, Herr Baron?
Die Läufigkeit ist ein Sexualzyklus, der ein- bis zweimal im Jahr bei einer intakten (nicht kastrierten) Hündin einsetzt, und bezeichnet die fruchtbare Phase. Der Zyklus dauert circa drei Wochen an, verläuft aber bei jeder Hündin sehr individuell. Beim Hund hat die Läufigkeit in vier Phasen: die Vorbrunst, die Brunst, die Nachbrunst und die Ruhephase.
Der Futterwechselmoment: Wenn sich der Körper verändert, braucht Ihre Hündin das richtige Futter
Während der Läufigkeit durchlebt Ihre Hündin hormonelle Veränderungen. Manche Hündinnen verlieren vorübergehend ihren Appetit, andere haben plötzlich mehr Hunger. Auch das Aktivitätslevel schwankt: Mal möchte sie sich viel ausruhen, mal ist sie unruhiger als sonst.
Genau das ist ein guter Zeitpunkt, die Ernährung zu überprüfen. Ein hochwertiges, artgerechtes Futter unterstützt Ihre Hündin in dieser Phase und hilft, ihr Wohlbefinden stabil zu halten. Tipp: Achten Sie jetzt besonders auf die Zusammensetzung des Futters – leicht verdaulich, proteinreich und auf die individuellen Bedürfnisse Ihrer Hündin abgestimmt. Ein Futterwechsel kann dazu beitragen, dass sie diese Zeit ausgeglichen und gesund meistert.
- Die Hündin fängt an zu markieren (teilweise hebt sie dabei ihr Bein wie ein Rüde).
- Rüden reagieren stark auf die Hündin.
- Die Hündin leckt und putzt verstärkt ihre Geschlechtsteile.
- Die Vulva schwillt an
- und blutiger Ausfluss tritt aus. Die Intensität variiert bei jeder Hündin. (Manche Halter bekommen davon nicht viel mit, da sich die Hündin ständig putzt.)
- Die Hündin ist stärker an den Duftmarken anderer Hunde interessiert
- und reagiert eventuell nicht mehr so gut auf Kommandos, da sie draußen stärker abgelenkt ist.
Wann ist eine Hündin deckbereit? So können Sie es häufig erkennen
Kraulen Sie eine Hündin am Rutenansatz. Diese legt häufig sofort ihre Rute zur Seite während der Brunstphase – der empfänglichen Zeit.
Wie verhält sich eine Hündin während der Läufigkeit?
Auch diese Veränderungen sind individuell. Jeder Hundehalter kennt seine Hündin und wenn die sich plötzlich verändert, dann kann das ein Anzeichen für ihre Läufigkeit sein.
Es gibt aber weitere häufige Anzeichen:
- eine starke Anhänglichkeit,
- das Bedürfnis nach Körperkontakt,
- zickiges Verhalten,
- Appetitlosigkeit,
- Ruhelosigkeit,
- hohes Schlafbedürfnis,
- manchmal zieht sich die Hündin auch zurück
- und sucht Ruhe.
Viele Halter stellen auch fest, dass die Hündin in der Zeit der Läufigkeit schlechter auf sie hört und plötzlich Kommandos und Tricks vergisst. Das ist normal, denn die Sinnesreize sind in dieser Zeit für andere Dinge empfänglicher. Der veränderte Hormonhaushalt der Hündin sorgt für diese Veränderungen des Verhaltens.
Meistens erkennen Halter die Läufigkeit ihrer Hündin daran, dass sie sich „anders“ verhält – die Anzeichen sind dabei ganz individuell.
Welche Tipps haben Sie für Hundehalter, die ihren Hündinnen die Läufigkeit erleichtern wollen?
Führen Sie ein Läufigkeitsbuch für Ihre Hündin. Die Läufigkeit ist ein ziemlich genauer Zyklus. Tragen Sie deshalb von Beginn an die Tage ein, an denen Sie Anzeichen bemerken, und achten dann nach 6 bis 8 Monaten wieder auf diese Anzeichen. Machen Sie außerdem 63 Tage nach der Läufigkeit einen Vermerk, denn hier würden bei einer Deckung die Welpen kommen. So können Sie auf Anzeichen einer Scheinschwangerschaft schließen. Zu Beginn ist es vielleicht noch nicht ganz leicht, alle Anzeichen zu erkennen, aber nach einiger Zeit ergibt sich ein individuelles Muster.
Ist das eine Methode, mit der man die nächste Läufigkeit ausrechnen kann?
Ja, irgendwann können Sie mit dem Läufigkeitsbuch den Zeitraum der Läufigkeit Ihrer Hündin ziemlich genau vorhersagen. Sie können sich auf diese Phase einstellen und erkennen es schnell, wenn etwas mit dem Zyklus nicht stimmt.
Wichtig: Wenn der Zyklus nicht beginnt, stimmt etwas nicht und Sie müssen zum Tierarzt.
Wichtig im Zusammenhang mit der Läufigkeit einer Hündin ist die Scheinschwangerschaft!
- Wann beginnt die Scheinschwangerschaft beim Hund?
Im Falle einer Deckung würde eine Hündin etwa 63 Tage nach der Läufigkeit Welpen bekommen. Wird sie jedoch nicht gedeckt, dann folgt in der Regel eine Scheinschwangerschaft. Die meisten Hündinnen durchleben diese Phase, jedoch ist sie bei jeder Hündin unterschiedlich stark ausgeprägt.
- Wie verhält sich ein Hund bei Scheinschwangerschaft?
Einige Halter bemerken in dieser Zeit kaum Verhaltensänderungen. Andere Hündinnen entwickeln diese sehr stark. Sie bauen Nester aus Stofftieren und Spielzeug, niemand darf sich diesem Nest nähern und sie verteidigen diese auch vereinzelt. Bei sehr starker Ausprägung schießt bei manchen Hündinnen auch Milch in die Zitzen ein. Halter einer Hündin sollten deshalb wissen, dass Hündinnen diese Phase durchleben können.
Was sollten Halter im Umgang mit ihrer läufigen Hündin beachten?
Gehen Sie individuell auf die Bedürfnisse Ihrer Hündin ein. Wenn sie Ruhe braucht, dann geben Sie ihr Ruhe. Wenn sie Ihre Nähe sucht, dann schenken Sie ihr auch die extra Streicheleinheiten. Zeigen Sie Verständnis für die Verhaltensänderungen in dieser Zeit.
Draußen, besonders bei Spaziergängen, gibt es ein paar Dinge, die Sie außerdem in der Zeit der Läufigkeit beachten sollten.
- Meiden Sie Routen, auf denen viele Rüden unterwegs sind. In dieser Zeit kann dies für die Hündin viel Stress bedeuten. Nutzen Sie in dieser Zeit ruhigere Strecken.
- Führen Sie Ihre Hündin während der gesamten Läufigkeit immer an der Leine. In der Brunstphase zeigt auch die Hündin Initiative und läuft dann auch mal weg.
- Machen Sie Ihren Garten ausbruchsicher. Auch sollten Sie Ihre Hündin immer im Auge behalten, wenn am Zaun Kontakt zu einem fremden Hund möglich ist. Nicht selten kommt es zu einem zufälligen Deckakt durch den Gartenzaun.
Was tun, wenn die Hündin ungewollt gedeckt wird?
Trennen Sie die Hunde auf keinen Fall. Schreiten Sie nicht ein und lassen Sie die Hunde den Akt vollenden. Ziehen Sie die Tiere während des Aktes auseinander, dann kann es zu schwerwiegenden Verletzungen kommen. Suchen Sie nach dem Akt einen Tierarzt auf, der auch im Falle einer Befruchtung noch eingreifen kann, zum Beispiel mit der „Pille danach“
Eine gängige Frage ist, wie man die Läufigkeit einer Hündin zu unterdrücken kann – zum Beispiel durch eine Kastration. Wie wirkt sich dies auf die Hündin aus?
Eine frühzeitige Kastration ist auf jeden Fall zu vermeiden. Die erste und auch die zweite Läufigkeit ist für die Hündin eine enorm wichtige Zeit. Während der ersten Läufigkeit weiß eine Hündin oft gar nicht, was gerade mit ihr passiert. Jedoch lernt sie sich in dieser Zeit zu behaupten. Nur in der Brunstphase ist die Hündin bereit, den Deckakt anzunehmen. In der Zeit vor und nach dieser Phase möchte die Hündin nichts von den meist sehr interessierten Rüden wissen und weist diese meist auch entschieden zurück. Dieses neue Verhalten gegenüber den Rüden kann das Selbstbewusstsein einer jungen Hündin deutlich stärken. Die erste und zweite Läufigkeit formt somit auch das Verhalten und den Charakter einer Hündin – ein wichtiger Entwicklungsschritt, der für ihr zukünftiges Leben sehr wichtig sein kann.
„In ihrer ersten Läufigkeit erfährt auch eine kleine Hündin, dass sie einen großen Rüden vertreiben kann, und erhält so einen enormen Schub für das Selbstbewusstsein.“
Aus Verhaltenssicht ist eine Kastration vor der zweiten Läufigkeit somit zu vermeiden. Kommt es zu einer frühzeitigen Kastration, dann kann es sein, dass sich das Verhalten der Hündin nicht entsprechend entwickelt. Sehr häufig haben diese Hündinnen weniger Selbstbewusstsein und zeigen sich auch öfter ängstlich und zurückhaltend.