So lernt Ihr Hund Sozialverhalten

Sozialverhalten trainieren von der Welpenzeit bis ins hohe Hundealter 

Ein gutes Sozialverhalten ist eine wichtige Fähigkeit für Ihren Hund. Denn in Ihrem gemeinsamen Alltag wird es stets Momente geben, in denen er sich als Mitglied einer Gruppe zurechtfinden muss – sei es im Austausch mit Artgenossen oder mit anderen Menschen. Als Halter wünschen Sie sich einen selbstbewussten und aufgeschlossenen Hund, der solche Begegnungen genießen kann. Die Voraussetzung dafür ist ein Lernprozess, der schon in der Welpenzeit beginnt. Lesen Sie hier, wie Sie mit Ihrem Hund ein angemessenes Sozialverhalten trainieren können.

Gutes Sozialverhalten beim Hund – warum ist das wichtig?

Ein Hund mit einem guten Sozialverhalten hat schon als Welpe gelernt, mit Artgenossen, aber auch mit Menschen und anderen Tieren angemessen umzugehen. Das bedeutet: Er versteht die Kommunikationssignale von Hunden und Menschen und kann diese entsprechend beantworten. Dadurch meistert er auch unbekannte Situationen mit einer relativen Gelassenheit. Ein Hund mit einem guten Sozialverhalten ist für Sie ein zuverlässiger Partner im Alltag. Andererseits wird ein Hund, der kein angemessenes Sozialverhalten trainieren konnte, mit Angst oder auch Aggression auf Unbekanntes reagieren – seien es neue Alltagssituationen, andere Hunde oder Menschen. Es lohnt sich also für Sie, ein angemessenes Sozialverhalten mit Ihrem Hund zu üben.

Die erste Lebensphase Ihres Hundes ist entscheidend für sein Sozialverhalten

Junge Welpen sollten am besten nicht vor der achten Lebenswoche von ihrer Mutter getrennt werden. Denn: Gerade im Spiel mit Geschwistern und Mutter lernen Welpen die typische Hundesprache – und auch, wie sie ihre Kräfte und Fähigkeiten richtig einsetzen. Wenn ein Welpe bei Ihnen einzieht, ist er in der Regel ungefähr in seiner achten Lebenswoche. Jetzt ist es wichtig, dass Sie die Sozialisierung mit Ihrem Hund fortführen. Ihr Welpe sollte gemeinsam mit Ihnen Artgenossen, Menschen und verschiedene Umweltreize kennenlernen. Die ersten Wochen spielen eine wichtige Rolle im Leben Ihres Hundes. Denn in dieser Zeit lernt er besonders schnell und nachhaltig. Wenn Sie Ihren Welpen mit neuen und positiven Erfahrungen konfrontieren, kann er in Zukunft darauf zurückgreifen – er wird nun wissen, was in bestimmten Situationen zu tun ist. 

Diese Alltagssituationen sollte Ihr Hund in seiner Prägephase kennenlernen:

  • Verschiedene Umgebungen
    Unternehmen Sie mit Ihrem Hund abwechslungsreiche Ausflüge. Bei einer Tour aufs Land kann Ihr Hund zum Beispiel auf Schafe und Kühe treffen. In der Stadt hingegen kann er sich an eine größere Anzahl von Menschen gewöhnen. 
  • Andere Menschen
    Besuchen Sie mit Ihrem Hund verschiedene Menschen: Für einen Hund können ein großer Mann mit Bart, ein Kind oder eine körperlich behinderte Person völlig unterschiedlich aussehen. Damit Ihr Hund nicht mit Furcht auf diese Kontraste reagiert, sollte er möglichst früh auf verschiedene Menschen mit ihren unterschiedlichen Kommunikationsformen treffen. 
  • Hundebegegnungen
    Hunde lernen viel voneinander und können im gemeinsamen Kontakt ihre individuelle Hundesprache festigen. Für Ihren Hund ist es wichtig, dass er diese Begegnungen früh erlebt – so wird er später auch souveräner auf andere Hunden reagieren.

Wichtig: Überfordern Sie Ihren Welpen nicht mit Eindrücken. Ihr junger Hund sollte neue Reize dosiert erleben. Gehen Sie die Sozialisierung also eher behutsam an. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf- und Ruhezeiten und geben Sie Ihrem Welpen genug Zeit, um das Gelernte zu verarbeiten. 

Tipp: Besuchen Sie mit Ihrem Hund einen Welpenkurs 

In einer gut organisierten Spielgruppe kann Ihr Welpe wichtige Erfahrungen mit Artgenossen sammeln. Bei Fang- oder Denkspielen lernt er, wie er positiv mit anderen Hunden umgeht. In einem weiteren Artikel finden Sie unsere Checkliste für eine gute Welpenschule.

Ein Schäferhundwelpe in einer Welpenschule schaut fokussiert auf seine Halterin.

Auch mit älteren Hunden können Sie noch Sozialverhalten trainieren. Zwar sind Welpen besonders aufnahmefähig für Neues – doch Hunde lernen ihr ganzes Leben lang. 

 

Stellen Sie Hundekontakte für her, damit Ihr Hund Sozialverhalten lernt

Der Umgang mit Artgenossen spielt auch im höheren Alter eine besondere Rolle für Ihren Hund. Typischerweise ist das Sozialverhalten von Hunden eher auf Menschen ausgerichtet als auf andere Hunde. Das liegt daran, dass unsere heutigen Hunderassen über viele Generationen hinweg mehr Umgang mit uns als mit ihren Artgenossen hatten. Dennoch werden Sie in Ihrem Hundealltag immer wieder auch auf andere Hunde treffen – zum Beispiel beim täglichen Spaziergang. Damit Ihr Hund nicht mit Angst und Unsicherheit auf diese Begegnungen reagiert, sollten Sie mit ihm trainieren. Sie möchten, dass Ihr Hund gelassen und entspannt auf andere Hunde zugeht? Dann müssen Sie ihm auch die Möglichkeit geben, sich in sozialen Gruppen zu bewegen. Wie wäre es, wenn Sie sich mit anderen Hundehaltern zu Social Walks verabreden oder ein Hundetraining für Gruppen besuchen?

Zwei Hunde sind beim Spaziergang auf einem Waldweg zu sehen.

Auf diese Punkte sollten Sie achten, wenn Sie andere Halter mit ihren Hunden treffen:

 

  • Begegnen Sie fremden Hunden auf neutralem Boden – also zum Beispiel nicht im eigenen Zuhause oder Garten. Das könnte Ihr Hund als Eindringen in sein Territorium verstehen. Auch die Route Ihrer typischen Gassirunde bewertet Ihr Hund wahrscheinlich als sein Revier. 
  • Bei Hunden ergeben sich Sozialkontakte in der Regel zuerst auf Distanz, also über die Wahrnehmung des Geruchs, der Sicht oder des Gehörs. Lassen Sie Ihre Hunde daher zunächst angeleint und gehen Sie beispielsweise mit etwas Abstand nebeneinander oder hintereinander spazieren. Auf diese Weise haben Ihre Hunde die Möglichkeit, sich langsam aneinander zu gewöhnen. 
  • Nach den ersten Schritten können Sie Ihre Hunde von der Leine lassen. Bleiben Sie dabei aber weiter in Bewegung. Sieht die Interaktion zwischen Ihren Hunden positiv aus? Dann ist auch ein gemeinsames Spiel möglich.
  • Halten Sie die Hunde stets unter Beobachtung. Ihre Hunde sollten die Möglichkeit haben, frei untereinander zu kommunizieren – sich also nicht nur Zuneigung, sondern auch eine gegenseitige Abneigung zu zeigen. Das ist normal und auch ein wichtiger Lernprozess für Ihren Hund. Wichtig: Bei einer offenen Streitigkeit, die über das Spiel hinausgeht, sollten Sie jedoch unbedingt einschreiten. Ansonsten droht Verletzungsgefahr! 

Sozialverhalten ist – auch bei Hunden – sehr individuell. Gestehen Sie Ihrem Hund sein eigenes Wesen zu und zwingen Sie ihn nicht zur Interaktion. Auch wenn Ihr Hund sehr gut sozialisiert ist: Er muss nicht jeden anderen Hund oder Menschen mögen.

Die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Hund prägt sein Sozialverhalten

Als Rudelführer bestimmen Sie das Sozialverhalten Ihres Hundes mit. Reagieren Sie mit Anspannung oder Angst, wenn Sie beim Spaziergang einen anderen Hund treffen? Dann wird das auch Ihren Hund beunruhigen. Sie sind unsicher, was bei der Begegnung mit anderen Menschen zu tun ist – und geben Ihrem Hund unklare Signale? Dann wird auch Ihr Hund sich unberechenbar verhalten. 

 

Das Fundament für ein gutes und angemessenes Sozialverhalten bei Ihrem Hund ist eine vertrauensvolle Bindung zu Ihnen. 

 

Ihr Hund wünscht sich einen Rudelführer, der ihm ruhig und souverän die Regeln im Alltag vorgibt. Trainieren Sie mit ihm einen generellen Gehorsam und bringen Sie ihm die wichtigsten Kommandos bei. Dann können Sie sicher sein, dass er auch bei Ablenkungen – zum Beispiel durch andere Hunde – auf Sie hört. Such- und Apportierspiele oder auch gemeinsamer Sport sind hervorragend geeignet, um Ihre Bindung zu stärken. So vorbereitet werden Sie und Ihr Hund gelassen auf soziale Begegnungen reagieren. Denn Sie wissen, dass Sie sich aufeinander verlassen können. 

Ein lachender junger Mann kniet auf einer Straße und schüttelt einem Hund die Pfote.

Fazit: Ein angemessenes Sozialverhalten bei Ihrem Hund ist wesentlich, um Ihren gemeinsamen Alltag gut zu meistern. Die Prägephase als Welpe spielt hierbei eine wichtige Rolle. Durch regelmäßige Begegnungen in einem sicheren Umfeld lernt ihr Hund, wie er sich in sozialen Gruppen zurechtfindet. Ein souveräner und sicherer Rudelführer kann ihn dabei unterstützen.

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