Einen Hund richtig tragen – aber wie?

Beim richtigen Tragen kommt es auf die Technik an

Große, kleine, junge und alte Hunde sowie trächtige Hündinnen – es gibt Situationen, in denen es notwendig ist, Hunde zu tragen. Es kommt dabei auf Größe, Gewicht und Umstände an, um zu entscheiden, worauf beim Tragen besonders geachtet werden muss. Wann Sie Ihren Hund tragen sollten und wann nicht, wie Sie Ihren Hund tragen sollten und wann eine Tragehilfe sinnvoll ist – das erfahren Sie in diesem Artikel.

Wann das Tragen von Hunden sinnvoll ist – und wann nicht

Ob groß oder klein – eines  können wir hier schon vorwegnehmen: Das ständige Tragen von Hunden ist nicht sinnvoll. Es kann dem Hund sogar schaden. Ein Hund begleitet seinen Halter häufig den ganzen Tag. Und im Alltag ist nicht jede Situation stets hundefreundlich. Es gibt somit durchaus Umstände, wo das Tragen von Hunden sinnvoll und wichtig ist: 

  • Junge Hunde bei langen Strecken: Bei Welpen und Junghunden ist die Knochenentwicklung noch im vollen Gange. Lange Spaziergänge und zu viel Bewegung überfordern die jungen Knochen und Gelenke des Hundes. Um seine Entwicklung zu unterstützen, ist Bewegung wichtig – aber es braucht ein gesundes Mittelmaß zwischen Unter- und Überforderung.  
  • Ein Hund ist verletzt oder krank und muss zum Tierarzt: Ist Ihr Hund verletzt oder krank, ist es natürlich richtig, Ihren Hund zu tragen, um ihn vor weiterer Belastung zu schützen. Auch sollte der Hund auf keinen Fall auf den Behandlungstisch springen, sondern gehoben werden.  
  • Um Treppensteigen zu vermeiden: Grundsätzlich können Hunde Treppen laufen, jedoch sollten sie dies nicht ständig tun, und wenn, dann nur langsam und kontrolliert. Bei Welpen, Junghunden, Hunde-Senioren, Hunden mit Gelenkproblemen und Hunderassen, die zu Gelenkproblemen neigen, müssen Sie bei Treppen besonders aufpassen. Hier ist es durchaus sinnvoll, wenn Sie Ihren Hund tragen – dann aber richtig. 
  • Zum Schutz in Stresssituationen: Sie sind Beschützer Ihres Hundes. Kommt es zu schwierigen Situationen mit anderen Hunden oder herrscht Menschen- oder Verkehrschaos, dann müssen Sie dafür sorgen, dass Ihr Hund sicher ist. In einigen Situationen ist der sicherste Platz auf Ihrem Arm. Diese Situationen sollten allerdings Ausnahmen sein. Versuchen Sie solche Momente zu vermeiden, indem Sie einen Bogen um Gefahrensituationen machen und eine andere Route wählen.

Dem eigenen Hund Schutz zu bieten, ist Aufgabe jedes Hundehalters. Das Tragen von Hunden in unsicheren Situationen stärkt somit auch die Hund-Mensch-Bindung

  • Beim Einstieg ins Auto. Auch der selbstständige Einstieg eines Hundes ins Auto kann die Gelenke enorm belasten. Besonders bei sehr jungen und alten, aber auch kleinen und kranken Hunden ist es wichtig zu vermeiden, dass sie ins Auto springen. Es ist für alle Hunde vorteilhaft, sie ins Auto zu heben – doch es gibt auch Hunderampen für den Ein- und Ausstieg. Diese machen das Autofahren mit Hund deutlich entspannter.
Hund sitzt im Kofferraum eines Autos.

Besonders kleine Hunde werden gerne und häufig von ihren Haltern getragen. Leider unterbindet das ständige Tragen aber das natürliche Verhalten von Hunden und kann negative Folgen für sie haben. Die selbstständige Erkundung der Umgebung und der Kontakt mit anderen Hunden kommen dabei zu kurz. Dies sind jedoch wichtige Bausteine der sozialen Entwicklung eines Hundes – besonders im jungen Alter. Zwar kann das Tragen Ihres Hundes in brenzligen Situationen sinnvoll sein, lernt ein Hund jedoch nicht sich zu beweisen, kann das zu schwachem Selbstvertrauen führen. Oft wollen Hunde auch gar nicht getragen werden, denn sie haben das natürliche Bedürfnis nach Bewegung und wollen ihre Umwelt erschnüffeln und entdecken. Neben den sozialen Aspekten kann das ständige Tragen deshalb außerdem zu Bewegungsmangel und im schlimmsten Fall auch zu gesundheitlichen Problemen führen – z. B. zu Übergewicht, Verdauungsstörungen und Gelenkproblemen.

Hunde richtig tragen – so geht’s

Wir haben bereits festgestellt, dass es in bestimmten Situationen wichtig und sinnvoll ist, Hunde zu tragen. Doch nicht jeder Hund mag dies auch. Muss ein Halter jedoch schnell reagieren, dann ist es wichtig, dass der Hund keine Angst davor hat, hochgehoben zu werden. Jeder Hundehalter sollte deshalb das richtige Tragen mit dem Hund üben:

Schritt 1: Gewöhnen, üben und belohnen

Mag Ihr Hund es nicht, getragen zu werden, und reagiert nervös, dann muss das richtige Hochheben und Tragen geübt werden. Die Grundvoraussetzung für das Tragen ist nämlich, dass der Hund dabei ganz entspannt ist. Nur so kann er auch sicher getragen werden. So kann das klappen: Überlegen Sie sich ein Ankündigungssignal. Jetzt kann sich Ihr Hund bereits mental darauf vorbereiten, dass er gleich hochgehoben wird. Die Phase des Getragen-Werdens ist für viele Hunde unangenehm. Mit einem weiteren Signal – das Sie während dieser Phase nutzen – signalisieren Sie Ihrem Hund, dass er gleich wieder abgesetzt wird. Es ist wichtig, dass der Hund das Signal erkennt und weiß, was es bedeutet. Nach dem Absetzten belohnen Sie dann Ihren Hund – zum Beispiel mit einem Leckerli

Respektieren Sie die Ängste Ihres Hundes und zwingen Sie ihn nicht in eine Situation, die er  nicht mag. Nähern Sie sich der Situation behutsam und in kleinen Schritten.

Schritt 2: Vorbereitung und die richtige Technik

Nicht nur Ihr Hund sollte beim Getragen-Werden entspannt sein – das gilt genauso für den Halter. Fühlen Sie sich beim Tragen Ihres Hundes nicht sicher, weil dieser vielleicht zu schwer ist, dann überträgt sich die Unsicherheit auch auf Ihren Hund. Fühlt sich Ihr Hund wiederum nicht sicher auf Ihrem Arm, weil er Angst hat herunterzufallen, dann wird er sich auch stärker wehren. Holen Sie sich also Hilfe, wenn Ihr Hund für Sie zu schwer ist. Das ist wichtig für die Sicherheit Ihres Hundes, aber auch für die Gesundheit Ihres Rückens und Ihrer Gelenke. 

Die Grundregel beim Tragen von allen Hunden lautet: Es müssen alle Körperteile des Hundes gestützt werden

Das Grundprinzip für das richtige Hochheben gilt erst mal für alle Hunde: 

  1. Knien Sie sich auf den Boden oder gehen Sie in die Hocke. 
  2. Führen Sie eine Hand zwischen den Vorderbeinen hindurch unter die Brust des Hundes und stützen Sie so den Brustkorb.
  3. Drücken Sie Ihren Hund leicht an die eigene Brust – so fühlt er sich unterstützt und sicher.
  4. Mit dem anderen Arm stützen Sie das Hinterteil und die Hinterbeine. 
  5. Jetzt können Sie sich langsam aufstellen.


Tipps für große Hunde: Große Hunde zu tragen ist gar nicht so einfach. Hier ist es besonders wichtig, dass Halter beim Hochheben in die Hocke gehen und ihren Rücken gerade halten – sonst geht die Bewegung auf Kosten der Gesundheit des Halters. Einen  großen Hund hochzuheben ist oft auch einfacher, wenn Sie Ihren Arm um die Vorderbeine legen und den Hund so stützen. Bei Hunden über 18 Kilogramm ist es allerdings ratsam, diese zu zweit zu tragen. Dabei übernimmt eine Person den „vorderen“ Teil und die andere Person den „hinteren“ Teil des Hundes. Die erste Person hat eine Hand unter dem Hals und die andere Hand unter der Brust. Die zweite Person stützt den Bauch und das Hinterteil. Die erste Person sagt an, wann sich beide Personen gleichzeitig und langsam erheben.

Tipps für kleine Hunde: Auch bei kleinen Hunden ist die richtige Technik beim Tragen wichtig. Wenn Sie das Grundprinzip (siehe oben) verfolgen, kann wenig schiefgehen. Machen Sie sich jedoch bewusst, dass besonders für kleine Hunde die große Entfernung zum Boden beängstigend sein kann. Schenken Sie Ihrem kleinen Hund deshalb bei Bedarf noch eine extra Portion Sicherheit: Lehnen Sie sich beim Tragen etwas zurück, damit Ihr Hund nicht das Gefühl bekommt, nach vorne zu kippen. Lehnen Sie sich deshalb auch nicht beim Tragen nach vorne. Wenn der Hund zwischendurch unruhig wird, halten Sie ihn noch etwas fester und drücken Sie ihn noch etwas mehr an Ihre Brust – so fühlt er sich sicherer.

Terrier wird von Halterin gehalten und dabei werden alle Körperteile gestützt.

Welpen richtig tragen: Bei sehr kleinen Welpen können Sie einen Arm zwischen Hinter- und Vorderbeinen hindurchschieben (dem Körper entlang), sodass die Beine auf beiden Seiten herunterhängen. Dann legen Sie den Welpen an Ihre Brust, damit er sich gestützt fühlt. Größere Welpen tragen Sie wie kleine Hunde.

Trächtige Hündinnen richtig tragen: Das Tragen von trächtigen Hündinnen sollten Sie vermeiden. Kommt es trotzdem zu einer Situation, die das Hochheben erfordert – zum Beispiel beim Weg auf den Behandlungstisch beim Tierarzt – dann ist es wichtig, den Bauch nicht zu stützen. Stützen Sie das Hinterteil sowie die Hinterbeine und die Brust vor den Vorderbeinen.

6 No-Gos beim Tragen von Hunden
  1. Einzelne Körperteile werden nicht genug gestützt
  2. Hund ist zu schwer für den Halter
  3. Hund tragen, obwohl er Angst hat
  4. Plötzliches Hochreißen 
  5. Begrüßen von Menschen, wenn der Hund auf dem Arm ist  
  6. Andere Hunde springen hoch, wenn der Hund auf dem Arm ist

Tragehilfen, die das Tragen von Hunden erleichtern

Besonders bei größeren Hunden kann es sinnvoll sein, Tragehilfen einzusetzen, um Hund und Halter den Alltag zu erleichtern. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die sich in ihrer Anwendung unterscheiden: 

Tragegeschirr 

Hier gibt es verschiedene  Ausführungen. Ein Tragegeschirr sollte darauf ausgelegt sein den ganzen Körper zu tragen. Es gibt auch Tragegeschirre, die ausschließlich an den Vorder- oder Hinterbeinen angebracht werden – diese dürfen nur zur Unterstützung eingesetzt werden. Es ist besonders darauf zu achten, dass das Geschirr fest sitzt und nicht verrutschen kann. Praktisch kann ein Tragegeschirr sein, wenn der Hund häufig mit im Auto fährt, auf Wanderungen dabei ist und auf Spaziergängen oft mit Treppen konfrontiert wird. Idealerweise stört sich der Hund nicht am Tragegeschirr und trägt dieses durchgehend, wenn Halter und Hund gemeinsam unterwegs sind. So sind auch unvorhergesehene Treppen und Stufen kein großes Hindernis.

Corgi sitzt auf einer Hunderampe, mit der er auf das Sofa und wieder herunter gehen kann.

Hunderampen

Ob fürs Auto, Sofa oder die Eingangstreppe – eine Rampe ist der hundefreundlichste Weg, um das Springen zu vermeiden. Es gibt bereits Hunderampen, die relativ einfach im Auto verstaut werden können. Das schont auch den Rücken des Halters. Von dieser Investition profitieren Sie und Ihr Hund.

Ob kleiner, großer, alter, junger, kranker oder trächtiger Hund – tragen Sie Ihren Hund nicht zu häufig, aber so oft wie nötig. Wenn Sie Ihren Hund tragen müssen, dann beachten Sie dabei unsere Tipps. Das richtige Tragen ist das A und O – und das ist gar nicht kompliziert. Viel Spaß bei vielen weiteren Abenteuern mit Ihrem Hund – ob mit Tragehilfe oder ohne.

 

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